Aus der Zedtwitzer Ortsgeschichte

( Ein verkürzter Abriss von Helmut Biedermann, 2004 )

Die Zedtwitzer Ortsgeschichte ist in ihren Anfängen sehr eng mit der des vogtländischen Adelsgeschlechtes gleichen Namens verbunden, welches diesen wahrscheinlich vom Ortsnamen abgeleitet hatte und über Jahrhunderte hinweg für die Geschicke des Ortes mitverantwortlich war.

Die Herren „von Zedtwitz auf Zedtwitz“

Erstmals taucht der Name „derer von Zedtwitz“ 1119 in einer Niederschrift anlässlich des neunten Reichsturniers unter Ludolf von Sachsen zu Göttingen auf, als ein Heinrich von Zedtwitz „in die Schranken geritten ist und zwischen den Säulen gehalten hat“. Teilnehmer eines solchen Turniers durfte nämlich nur sein, wer mindestens vier Vorfahren nachweisen konnte. In gleichem Zusammenhang wird 1235 Georg von Zedtwitz erwähnt, der am vierzehnten Turnier zu Würzburg teilgenommen hatte.

Auf diese Ritterspiele ist auch die Entstehung der Adelswappen zurückzuführen. Nur der konnte teilnehmen, welcher berechtigt war, ein durch fürstliche Gnade erworbenes, in Form und Farbgebung genau festgelegtes Wappen „im Schilde“ zu führen. Dass die Herrschaften auf Zedtwitz und Feilitzsch über Jahrhunderte das gleiche Wappen führten, bezeugt ein Dokument aus dem Jahr 1481, in dem ein Ritter Konrad von Zedtwitz zu Neidtberg und ein Ulrich von Zedtwitz zum Liebenstein bezeugen, dass beide zur besseren Unterscheidung beim Turnier „nach etliche hundert Jahren aus eigener Bewegung“ die Helmzier über dem Wappen dergestalt geändert hätten, dass sie nunmehr statt der zwei Adlerflügel, welche die von Feilitzsch beibehielten, zwei Hörner in der Krone führen würden.

In einer heimischen Urkunde wird erstmals der Name Zedtwitz erwähnt, als am 13. Oktober 1288 Berthold von Zedtwitz für die Vögte von Weida den sogenannten Weglosvertrag unterschrieb, in dem sich der Landadel im Zusammenhang mit der Befestigung der Stadt Hof bereiterklärte, umzugswillige Lehensleute, die dringend in der jungen Stadt gebraucht wurden, „gutwillig ziehen zu lassen“ – sie zu „verweglosen“. Diese Neubürger bekamen in der Stadt gegen eine geringe Gebühr Grund und Boden, über den sie dann frei verfügen konnten.

Die Nachkommen „derer von Zedtwitz zu Zedtwitz“ gründeten oder erwarben immer neue Besitzungen, sodass man um das Jahr 1390 im Amt Hof bereits vierzehn Herrschaftssitze gleichen Namens zählte. So bestanden neben dem Stammhaus in Zedtwitz noch Seitenlinien in Schollenreuth, Hohendorf, Tiefendorf, Isaar, Töpen, Joditz, Epplas, Martinlamitz, Oberhammer bei Naila, Mißlareuth, Blosenberg, Gebersreuth und Liebenstein.

Aber erst mit dem Sohn des Berthold, Konrad von Zedtwitz, begann der Aufstieg und die Blütezeit des Zedtwitzer Adelsgeschlechtes. Zahlreiche Urkunden und Dokumente bestätigen die einflussreiche Stellung desselben bei den Vögten von Weida, wo er immer wieder als Zeuge und Mitsiegler von Verträgen, Verkaufsurkunden und Ämterverleihungen fungierte. Noch bezeichnender für das hohe Ansehen und die Vorrangstellung, die wohl einem Ministerialbeamten entsprach, waren die zahlreichen Titel und Beinamen, die von „Cunrado de Zcedewicz militi nostro“ („unser Ritter“), 1304, bis „Cunradus dictus dives de Czedawitz“ („der Reiche genannt“), 1341, reichten und die weiten Beziehungen, ritterlichen Tugenden und den großen Besitzstand unterstrichen.

Weitaus bedeutender für die Zukunft der Stadt Hof und seines Umlandes wurde der Verkauf „des Regnitzlandes“ durch die Vögte von Weida, Heinrich „dem Ritter“ und seinem Bruder Heinrich „dem roten Vogt“, an den Burggrafen Friedrich von Nürnberg am 1. Juni 1373. Mit der Unterzeichnung der Verkaufsurkunde, an der ein Hans von Zedtwitz, „gesessen zu Zedtwitz“, als Zeuge teilnahm, ging die fast zweihundertjährige Herrschaft der Vögte über die Stadt und das Regnitzland zu Ende.

Zedtwitz bestand um das Jahr 1390, nach einem Eintrag in der „Hofer Landbeschreibung“, die „der Hauptmann zum Hoffe“ im Auftrag seiner neuen Herrschaft, dem Burggrafen zu Nürnberg, durchzuführen hatte, aus einem Rittersitz samt Vorwerk und zehn Höfen. Erwähnung fand auch ein „Wasserschloss“, mit dem wahrscheinlich die Befestigung der Insel gemeint war. Nach Aussage eines später geschriebenen Lehensbriefes standen aber auf der Insel zu keiner Zeit eine Burg oder gar ein Schloss, sondern es handelte sich um „einen durch eine Mauer mit Tortürmchen und dem umlaufenden Wassergraben gesicherten Landsitz“, dessen Innenhof mit Obstbäumen bepflanzt war. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts trug man die letzten Reste dieser ehemaligen Befestigung ab, die zuletzt nur noch als Schafstall gedient hatte.

Die Zeit der Herren von Zedtwitz auf Zedtwitz ging nun rasch ihrem Ende entgegen. Immer mehr Einfluss gewann das Hofer St. Klara-Kloster, das gegen Ende des 14. Jahrhunderts durch Schenkungen mehrere Höfe und schließlich „das Vorwerk selbst samt Vorhof und alles was dazu gehörig“ besaß. Am 29. Juni 1490 hatte Jan von Zedtwitz den Zehnten von drei Gütern zugunsten des Franziskanerklosters verkauft und 1501 demselben schließlich das gesamte Lehen „über den Zehnten seiner Güter in Zedtwitz“ vermacht. Die „von Zedtwitz“ siedelten nun nach Neuberg bei Asch über, wo sie in einer Zeit wechselvoller Geschichte bis zur Vertreibung im Jahre 1945 die Verwaltung und das Geschick des „Ascher Zipfels“ mitbestimmten.

Die Herren „von Feilitzsch auf Zedtwitz“

1502 wird im Hofer Landbuch erstmals ein Otto von Feilitzsch als Inhaber der Wasserburg, des Rittergutes und fünf weiterer Güter genannt. Das St. Klara-Kloster besaß drei Güter, zwei Höfe gehörten Jobst von Feilitzsch und die restlichen fünf (von insgesamt 15) hatten je einen anderen Grundherren.

Die Nachkommen des Jobst von Feilitzsch, der 1514 auf einem seiner Höfe eine eigene Linie „derer von Feilitzsch auf Zedtwitz“ begründete, waren noch im Jahre 1645 in Zedtwitz sesshaft. Dagegen verkaufte der Großneffe des Otto von Feilitzsch, Abraham, am 07. Dezember 1577 das Rittergut mitsamt den dazugehörigen Besitzungen an Karl von Ende auf Fuchsstein, Reichsstätt und Tobitschen, dessen Erben das im Dreißigjährigen Krieg verarmte Gut an Wolf Christoph von Reitzenstein am 18. Januar 1638 weiterveräußerten. Dieser aber verkaufte es noch im gleichen Jahr an den Obristen Peter Reuschel, dessen Nachkomme geadelt wurde und sich nun „Baron Peter Oswald des Rüschelle alias Löwenkron“ nannte. In seinem Besitz blieb das Gut bis zum Jahre 1717.

Das Zedtwitzer Schloss und seine Besitzer seit 1717

Neuer Herr des Rittergutes wurde nun der „Geheime Rat und Erbtruchsess“ Erdmann Freiherr von Stein. Er war Erbtruchsess des Burggrafentums zu Nürnberg, hatte in Straßburg und Turin die Rechtswissenschaften studiert, war durch Frankreich, Italien und Holland gereist und ist 1683 in Bayreuth Hofrat geworden. Wegen seines Ansehens hatte man ihn 1693 zum Ritter des Johanniterordens geschlagen und wenig später zum Landeshauptmann von Hof ernannt. 1701 berief ihn der Preußenkönig Friedrich I. zum Gesandten und ließ ihn 1717 in seinem Namen auch zur Huldigung des Kaisers nach Wien reisen. Anschließend wurde er Hofmarschall in Sachsen. Er war auch ein Dichter, wurde aber erst durch eine Rede vor Kaiser Karl VI. berühmt, die er anlässlich des Empfangs der Reichslehen für Markgraf Georg Wilhelm halten durfte.

Diese nun wirklich höchst angesehene Persönlichkeit war es, die 1720 in Zedtwitz an Stelle des Vorwerks einen prächtigen Barockbau errichten und rund um den Schlosspark kunstvolle Gärten im Stile der Zeit anlegen ließ.
Seine zweite Tochter, Eleonore Magdalena, heiratete 1718 Otto Wilke Freiherrn von Bodenhaußen, der Schloss und Gut seinem Schwiegervater abkaufte und bis zu seinem Tode auch hier lebte. Charlotte Wilhelmine, beider Tochter, heiratete Erich Christoph von Plotho, einen Sohn des nachmaligen preußischen Justizministers Ludwig Otto von Plotho. Schon 1734 wurde er Legationsrat des Preußenkönigs Friedrich I., des „Soldatenkönigs“, und in dieser Eigenschaft zur Bearbeitung von Reichssachen in die Gesandtschaft nach Regensburg beordert. 1742 berief man den damals 32jährigen als Regierungspräsident nach Magdeburg. Aus „Sorge um seine Güter in Arnstein (Hessen) und Zedtwitz“ bat er sechs Jahre später um seine Entlassung, musste aber 1754, wiederum im Auftrag des preußischen Königs, den Gesandtschaftsposten in Regensburg übernehmen. Dort wurde er vom Deutschen Reichstag zum „Wirklichen Geheimen Etats- und Kriegsminister“ ernannt, verlor aber im Verlaufe des Siebenjährigen Krieges durch eigenwillige diplomatische Aktivitäten das Vertrauen des Preußenkönigs Friedrichs des Großen, der ihm nach Beendigung des Krieges schließlich sein gesamtes Vermögen entzog. Er behielt zwar noch das Wohnrecht im Schloss Zedtwitz bis zu seinem Tode am 10. Januar 1778, war aber nicht mehr Eigentümer desselben.

Einer seiner Enkel, Camillo von Beulwitz, kam schließlich (um 1839) in den Besitz der Güter in Isaar, Joditz und Zedtwitz. Als jedoch, infolge der 1848er Revolution, auch die Bauern in Zedtwitz ihre bäuerlichen Grundrechte wieder zugesprochen bekamen, verkaufte Camillo 1851 alle seine Besitzungen. Das Schloss erwarb ein Kaufmann aus Sachsen, namens Ludwig, das Rittergut pachtete Peter Hick.

Nach einem Brand im Jahre 1913, dem Stallungen, Scheunen und das Dach des Schloss-Nordflügels zum Opfer fielen, ließ der damalige Eigentümer, Viktor Sprunner von Merz, neben den Wirtschaftsgebäuden an der Stelle einer früheren Durchfahrt noch einen massiven quadratischen Turm errichten und gleichzeitig den Nordflügel zum Wohngebäude ausbauen. 1934 wurde zum letzten Male der geschlossene Besitz an Willi Hallbauer, einem Fabrikbesitzer aus Plauen, weiterveräußert.

Das Dritte Reich und der Zweite Weltkrieg sollten ebenfalls für das Zedtwitzer Schloss nicht ohne Folgen bleiben: Eine Sprenggranate amerikanischer Panzer hatte beim Einmarsch der Alliierten Truppen den Südflügel getroffen und den bis dahin noch gut erhaltenen Spiegelsaal verwüstet. Hallbauer verkaufte schließlich Schloss und Gut 1953, nachdem er kurzzeitig eine Metallwarenfabrik in den ehemals hochherrschaftlichen Räumen eingerichtet hatte, an die Bayerische Landessiedlungsgesellschaft. Während zuerst die Insel von der Gemeinde erworben und später der südliche Flügel des Barockschlosses – gegen das Votum einer Bürgerversammlung – angekauft und zu Wohnungen umgebaut wurde, kamen Grund und Boden des Rittergutes in den Besitz von fünf zugezogenen bäuerlichen Familien.
Nach der Neugliederung der Gemeinden im Rahmen der Gebietsreform verkaufte schließlich die auslaufende Selbstverwaltung das Zedtwitzer Schloss und das Schulgebäude an die Firma Hans Viessmann, welche den Südflügel des Schlosskomplexes zu einem Gästehaus mit Hotelgaststätte und das Schulhaus zu einem Informationszentrum für Wärme- und Isolationstechniker umbaute. Hans Viessmann wiederum verkaufte im Jahr 2000 Schloss und Info-Zentrum an den Baron Heinrich von Feilitzsch, der beide Gebäude in ein Pflegeheim für psychisch Kranke umwandelte.

Zedtwitz seit Ende des Zweiten Weltkrieges

Nachdem die Wirren des Umbruchs als Folge des Zweiten Weltkriegs unter großen Opfern und Einschränkungen durch die Zedtwitzer Einwohnerschaft überstanden waren, begann man im Rahmen einer Neugliederung der Ortschaft 1963 mit dem Bau einer neuen Volksschule. Um Platz für den erweiterten Pausenhof zu bekommen, wurde ein Teil des historischen Inselgrabens – gegen den Willen des Amtes für Denkmalschutz – mit Bauaushub verfüllt.

Der langgehegte Wunsch der überwiegend evangelisch-lutherischen Gemeindeglieder nach einem eigenen Gotteshaus wurde 1958 erfüllt, als man nämlich nach mehr als einjähriger Bauzeit die Friedenskirche in einem Teilgrundstück des ehemaligen Schlossparks einweihen konnte.

Um auch den Zedtwitzer Schulkindern eine zeitgerechte Ausbildung zu vermitteln, entschloss man sich 1967, zusammen mit den Gemeinden Töpen und Isaar, einen Schulverband zu gründen, mit dem Ziel, aus der zweiklassigen Volksschule eine fünfklassige werden zu lassen. 1973 wurde auch dieser Schulverband wieder aufgelöst und die schulpflichtigen Kinder in den Schulverband „Bayerisches Vogtland“ in Feilitzsch eingegliedert, der dann am 16. September 1977 die neue Verbandshauptschule einweihen konnte.

Besonders einschneidend wirkte sich auf Zedtwitz das Gesetz zur Gemeindegebietsreform aus, welches von allen Gemeinden unter tausend Einwohnern verlangte, sich einer größeren Verwaltungseinheit anzuschließen. Dementsprechend wurde Zedtwitz am 01. Mai 1978 in die Gemeinde Feilitzsch eingegliedert und wird seitdem nur noch als „Ortsteil“ ( OT ) in deren Akten geführt. Standesamt und kommunale Verwaltung befinden sich seit 1983 im neuerrichteten Feilitzscher Rathaus.

Nach dem Fall der innerdeutschen Mauer im Jahr 1990 erlebte Zedtwitz eine drastische Zunahme des Autoverkehrs, unter dessen Abgasen und Lärmbelästigungen insbesondere die Anwohner der Durchgangsstraße B-2 zu leiden hatten. Wenn sich viele Zedtwitzer Einwohner vom Ausbau der Autobahn Plauen – Hof (Ost) – Selb ( A92 ) auch eine spürbare Entlastung, vor allem durch den Schwerlastverkehr, erhofften, so erwartete man in den ersten Monaten des Jahres 2004 den lange versprochenen Baubeginn für die westlich der Ortschaft geplante Umgehungsstraße.